Ein Bahnhof nur zum Zwecke der Existenz einer Bahnhofskneipe, so könnte man meinen. Mitten im Wald zwischen Rumburk, Liberec und Česká Lípa liegt der leider, aber liebevoll hergerichtete Bahnhof am Zusammenfluss zweier Eisenbahnstrecken und erfreut Wanderer, wie Um- und Aussteiger mit einer soliden, gastfreundlichen und einladenden Bahnhofsgaststätte. Der Alte hackt Holz oder faltet Servietten und die flinken, jungen Bedienungen lassen niemanden über Gebühr warten. Jedlová, das ist ein Name, ein Begriff und nicht zu Unrecht die Mutter aller Bahnhofskneipen. Den Stuhl an den Bahnsteig gestellt oder eine Gitarre ausgepackt: hier ist alles erlaubt und hier regelt sich alles von selbst. Ein Stück gute alte Zeit, die aber nicht stehen geblieben ist.

Die Bahnhofskneipe in Děčín zählt zu den zuverlässigsten Spelunken, hat täglich geöffnet und bietet dem durstigen Eisenbahnfreund stets eine erste Anlaufstelle, wenn er aus Richtung Dresden nach Tschechien eingereist ist. Die launige Musik von Radio kiss.cz und das heterogene Publikum vom frühstückenden Zugbegleiter bis hin zum nachdenklichen Berufstrinker runden das stimmige Bild ab. Dass der Wirt meinen Aufkleber am Ausschank platziert hat, konnte freilich als Bestechungsversuch ausgelegt werden. Meine Follower auf Twitter, Facebook und Instagram haben sich mit überwältigender Mehrheit für Děčín ausgesprochen. Herzlichen Glückwunsch!